Julian Max Maier
Navigation: Mein Leben› Das erste Mal weg von zu Hause
Die Sommerferien verbrachte ich dann in einer Rehaklink, für Kinder und Jugendliche in der Nähe von Singen(Hohentwiel), zur Kur. Neben den üblichen Therapien, wie z.B. Krankengymnastik, hatte ich dort auch Schule. Es waren zwar nur die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch, aber es war schon ein bisschen nervig. Ich hatte Sommerferien und da sollte ich zur Schule gehen? Dennoch war der Unterricht in allen Fächern sehr interessant. Ich kann zwar nicht sagen wieso, aber es war u.a. eine sehr gute Prüfungsvorbereitung, vor allem in Englisch..
Aber auch die anderen Therapien wie Krankengymnastik, Schwimmen und Sport machten viel Spaß. Die 6 Wochen vergingen sehr schnell, so dass bald das Ende der Kur nahte und sich auch schon der Schulalltag anfing zu zeigen.
Es war dann wieder sehr nett die bekannten Gesichter zu sehen. Auf der Wohngruppe wurde ich natürlich gelöchert, was ich den alles so in des Sommerferien gemacht hatte und auch wie es in der Kur war. Um es kurz zu machen: alle wollten nur wissen, ob ich denn auch einen Kurschatten hatte. Alle betonten, dass sie nicht neugierig seien, es aber doch gern wissen wollten. Meine Antwort war nur: “Der Kavalier geniest und schweigt“.
Die alten Gewohnheiten waren recht schnell wieder gefunden. In den Sommerferien hatte sich doch einiges an PC Wissen angesammelt. Dieses Mal wurde eher „Wissen“ als Programme getauscht, denn ich hatte in der Kur u.a. auch EDV als Schulfach. Der Lehrer hatte mir gezeigt, wie ich in Quickbasic einen Smilie programmieren konnte. Ich hatte davon den Leuten, die mit mir das Interesse für den PC teilten, erzählt. Gleich kam dann auch die Aufforderung, zeig mal her.
Ich zeigte das Programm samt dem Code her und erzählte was mir der Lehrer aus der Kur erklärt hatte. Dennoch verfielen wir schnell wieder in das alte Muster und fingen wieder an Programme zu tauschen.
In der Schule ging auch wieder alles seinen gewohnten Gang. Wir schimpften über den Stundenplan, wie es jeder Schüler macht. Gut wir hatten auch Grund zu schimpfen, denn wir hatten „Chemie“ am Montagnachmittag. Das hieß am Wochenende lernen, was natürlich niemand, von uns 6 die wir in der Klasse waren, wirklich interessierte.
Alle Lehrer besprachen mit uns, wie sie sich das Schuljahr so vorgestellt hatten. Sie sagten uns auch, dass wir mit dem Lernstoff so weit auf dem laufenden seien, dass wir im zweiten Halbjahr nur noch Prüfungsvorbereitung machen würden und dafür alles noch mal wiederholen.
Natürlich blieben uns auch die Klassenarbeiten nicht erspart. Das aber war das kleinere Problem. Mir machten die Prüfungen schon recht früh Kopfzerbrechen. Einige auf der Wohngruppe, die mit mir das Interesse für den PC teilten, waren eine Klasse über mir. Sie hatten mich schon vorgewarnt und mir Tipps gegeben, wann ich am besten mit dem Lernen anfangen soll und vor allem immer wieder wiederholt, dass ich mich nicht so stressen solle. Sie sagten dann immer: „Schau her wir haben es auch geschafft und da wirst du es auch schaffen““.
Dieser Zuspruch nahm mir die Prüfungssorgen, so dass ich mich voll auf das erste Halbjahr konzentrieren konnte. Das erste Halbjahr verging dann ohne große Zwischenfälle.
Doch einen gab es!!
Wir wollten eine Klassenarbeit in GEO verschieben. Dazu baten wir unsere Klassenlehrerin mit dem Lehrer zu reden und ihm von unserem Wunsch zu erzählen. Dieser kam dann in der nächsten Unterrichtsstunde die wir hatten, total sauer ins Klassenzimmer, machte uns zu Sau (er schnauzte uns an) und gab uns Aufgaben die wir bis zum nächsten Mal erledigen sollten. Im hinausgehen meinte er nur, dass alles dann wie eine Klassenarbeit zählen würde..
Alle waren wir dann auch sauer, denn wir konnten die Reaktion des Lehrers nicht verstehen und sagten alle: „Das mach ich sicher nicht.“ Gemacht haben wir es dann doch.
In der nächsten Unterrichtsstunde entschuldigte sich unser GEO – Lehre bei uns und erklärte auch weshalb er so aufbrausend reagiert hatte. Für uns Schüler war damit die Sache aus der Welt. Natürlich sammelte er die Aufgaben ein die er uns gegeben hatte und sagte, dass wir bis sie zur nächsten Stunde Korrigiert wieder bekämen.
In der nächsten GEO Stunde teilte uns der Lehrer wie versprochen die korrigierten Aufgaben aus. Zu seinem Entsetzen waren nicht seine Lieblingsschüler die besten, sondern jemand anders. Ich gehörte zu den Besten, wenn ich mich recht erinnere war ich sogar der Beste. Ein Klassenkamerad, der Zweitbester war, hatte einen halben Punkt weniger. Ich genoss meine gute Note, auch wenn ich als Streber bezeichnet wurde und teilte auch aus. Gerade der Klassenkamerad, der Zweitbester war, bezeichnete mich als Streber und ich sagte nur zu ihm, dass er so schlecht sei. Was natürlich nicht gut ankam, aber dennoch sein musste.
Eine der Lieblingsschülerinnen unseres GEO–Lehrers war unter den schlechtesten. Diese Tatsache war ihm beim Austeilen auch anzumerken. Denn die Kommentare zu den einzelnen Arbeiten fielen in ihrer Länge – je nach Ansehen das man bei ihm hatte – aus. Also gutes Ansehen längerer Kommentar und nicht so gutes Ansehen nicht so langer bzw. gar kein Kommentar. Ich z.B. bekam die Arbeit nur vorgelegt ohne Kommentar und bei seinen Lieblingsschülern /innen waren die Kommentare länger.
So weit, so gut. Das erste Halbjahr neigte sich dem Ende und es standen wieder die Halbjahreszeugnisse an. Ich erinnere mich noch gut: in Geschichte meinte die Lehrerin, dass sie mir eine 1 geben würde, denn im mündlichen sei ich fast besser als 1, aber schriftlich sei ich nicht gut. Woran das denn liegen würde, fragte sie mich dann auch. Ich meinte darauf nur, dass ich was lernen sollte auf die Arbeiten und das ich mit meiner schriftlichen Leistung immer zufrieden war. Sie schaute mich schockiert an. Da war sie dann, meine erste 1 in Geschichte.
Das zweite Halbjahr begann ähnlich wie das erste endete. In den Nebenfächern ging alles wie gewohnt seinen Lauf. In den Hauptfächern großteils auch. Bis auf BWL. Dort fingen wir als erstes mit Prüfungsvorbereitung, sprich alles noch mal wiederholen, an. Dann kam ein paar Wochen später dann noch Mathematik dazu. Dort kopierte uns der Lehrer, die Prüfungen der letzen 5 oder 6 Jahre. Das war echt eine gute Hilfe.
In den anderen Hauptfächern, Deutsch und Englisch, ging alles wie gewohnt weiter. Dort gab es in dem Sinn keine Prüfungsvorbereitung.
Im zweiten Halbjahr hatte ich dann auch meine ersten Vorstellungsgespräche für einen Ausbildungsplatz. Das erste Vorstellungsgespräch hatte ich bei der LVA, der Landesversicherungsanstalt für Arbeiter. Dort wurde es leider nichts mit dem Ausbildungsplatz, sprich ich bekam eine Absage. Mein zweites Vorstellungsgespräch hatte ich dann bei der Kreissparkasse. Nach etwas längerem Warten auf einen Bescheid, bekam ich von dort eine Zusage.
Mehr darüber wie es dann war in „Die Ausbildung“ gleich im Anschluss an diesen Teil.
Um diesem Ausbildungsplatz antreten zu können musste ich noch die Prüfung bestehen. Wir wurden echt gut vorbereitet auf die Prüfung. Unser Mathematiklehrer sagte immer, dass er keinen schlechter als mit der Note 5 anmelden würde und dass es für jeden möglich sei die Prüfung mit einer 4,5 zu schreiben. Das traute er jedem von uns zu. Der original Text seiner Aussage war:“ So blöd kann beim besten Willen keiner sein, das er/sie nicht in der Prüfung die Note 4,5 schreibt“. Denn dann war im Abschlusszeugnis eine 4 in Mathematik sicher.
Ich musste mir darüber keine Gedanken machen, denn ich wurde mit der Note 2 angemeldet.
Meine Englisch Lehrerin kam mir entgegen. Ich stand auf einer 3,5 und sie meldete mich dann mit der Note 3 zur Prüfung an. Ich bedankte mich natürlich und musste versprechen mich anzustrengen um die Anmeldenote auch zu bestätigen.
Da ich in einer Schule für Körperbehinderte war, bestand die Möglichkeit, dass man Prüfungsverlängerung bekam. Das war eine Zeit–Draufgabe. Wir wurden von den einzelnen Fachlehrern, bei denen wir eine schriftliche Prüfung hatten (Deutsch, Mathematik, Englisch, Textverarbeitung, und BWL), angesprochen. Sie boten uns einen zeitlichen Rahmen an, den sie sich vorgestellt hatten, fragten uns bzw. jeden einzelnen ob dieser Rahmen OK geht. Meist war dieser zeitliche Rahmen etwas 20-30 Min. die man mehr bekam.
Ich bekam eine solche Verlängerung, in Deutsch, Englisch, Textverarbeitung und ich meine auch in Mathematik, zugestanden. In BWL wollte ich mit der Lehrerin verhandeln. Sie meinte nur:“ So früh wie du immer bei Klassenarbeiten abgibst, ist das nicht zu begründen“.
Bei den BWL Klassenarbeiten hatte ich, mit einer Klassenkammeradin, immer einen kleinen Wettbewerb wer am schnellsten abgibt und dann noch die bessere Note hat. Das nur kurz als Erklärung, wegen dem schnellen Abgeben bei BWL Klassenarbeiten..
Vor der Prüfung wurden wir noch von Fachschulleiter über die Prüfungsordnung belehrt. Er wies uns u.a. darauf hin, dass uns der Abschluss bei arglistiger Täuschung, auch wenn diese erst im Nachhinein raus kommt, verwehrt bzw. noch ein Jahr nach der Prüfung wieder aberkannt werden kann.
In welcher Reihenfolge dann die Prüfungen stattfanden weiß ich heute leider nicht mehr. Eins weiß ich nur noch, dass wir die BWL-Prüfung als letztes hatten und wir zum Entsetzen unserer Lehrerin alle gut 30 Min. früher abgegeben haben.
Bei den ganzen schriftlichen Prüfungen hatte ich ein gutes Gefühl. Was sich am Ende fast überall bestätigte, bis auf Mathematik dort hatte ich mich verschlechtert. Was an einem Flüchtigkeitsfehler lag, wo ich im Nachhinein doch etwa sauer auf mich war.
Nach dem der schriftliche Teil der Prüfungen erledigt war, machten wir noch unsere Abschlussfahrt. Es ging nach Friedrichshafen. Wie lang die Abschlussfahrt war, weiß ich leider nicht mehr. Das einzige was ich noch weiß ist, dass es ein paar schöne Tage waren und dass sie zu schnell vergangen sind.
Im Anschluss an die Abschlussfahrt, ging es wieder normal weiter in der Schule, wenn man das normal nennen kann. In den Hauptfächern wurden wir noch auf eine evtl. mündliche Prüfung vorbereitet. Keiner der Lehrer wollte uns verraten wie die schriftlichen Ergebnisse denn für jeden einzelnen ausschauen. Sprich wer zur mündlichen Prüfung antreten musste und wer nicht. Das einzige was sie uns verrieten war, das wir alle bestanden haben.
In den Nebenfächern wurden wir von den entsprechenden Lehrern gefragt, wer in welchem Fach in die mündliche Prüfung will. Bis auf Physik, dort sagte der Lehrer das er keinen von uns mündlich abprüfen würde. Als Grund nannte er, dass er sich nicht blamieren wolle..
Auch konnte es passieren, dass wir in einzelnen Nebenfächern, vom entsprechenden Fachlehrer, in die mündliche Prüfung reingeholt wurden. Ich hatte mich für nur ein Fach, Rechnungswesen und Buchführung, entschlossen in die mündliche Prüfung zu gehen. Was auch auf den Widerstand der entsprechenden Fachlehrerin stieß. Sie wollte niemanden von uns prüfen, denn sie meinte, dass wir nur verlieren könnten.
Es sollte dann noch ein paar Tage dauern, bis wir erfuhren in welchen Fächern wir in die mündliche Prüfung mussten. Bei mir waren es zwei Fächer. Das erste Fach war Rechnungswesen und Buchführung, das hatte ich mir freiwillig ausgesucht hatte, und das zweite Fach war Geschichte, wo ich reingeholt wurde.
Von jetzt an begann die heiße Fase der Prüfungsvorbereitung. Unterricht in den Hauptfächern hatten wir von jetzt an keinen mehr, nur noch Prüfungsvorbereitung. Die Zeit bis zur mündlichen Prüfung verging dann doch recht schnell. Bis zu dem Tag, an dem ich den Ablaufplan für die mündliche Prüfung bekam. Von da an war ich sehr nervös, vor allem deshalb weil bei der Geschichte Prüfung, neben meiner Fachlehrerin und auch der Fachlehrer der Parallelklasse, ein Oberstudiendirektor saß.
Das hat folgenden Grund. Die Schule auf der ich war, hatte den Charakter einer Privatschule, und damit mein Abschluss anerkannt wird muss die Prüfung von einer Externen Schule, beim Schriftlichen zweit korrigiert werden bzw. beim mündlichen ein Lehrer von derselben Schule als dritter Beisitzer dabei sein.
So dann kam der Tag der mündlichen Prüfung. Als erstes hatte ich in Rechnungswesen und Buchführung meine Prüfung. Es lief alles wie geschmiert. Für die Geschichtsprüfung musste ich noch ein bisschen warten. Eher zufällig fragte ich einen Lehrer der auch wartete, zumindest machte er den Eindruck, in welchem Fach er den Beisitzer sei. Als er dann zu mir sagte:“ In Geschichte“ kam die Nervosität wieder.
Diese Nervosität legte sich schnell wieder, nach dem ich in der Prüfung saß. Das Thema war der „zweite Weltkrieg“. Ich hatte es mir selber aussuchen können. Die Prüfungszeit war 15 Minuten. Nach gut 30 Minuten war ich fertig. Ich hatte wie ein Wasserfall geredet.
Nach dem die mündlichen Prüfungen zu Ende waren, trafen sich alle (Schüler, Lehrer und Beisitzer) dann noch zu einem gemeinsamen Essen. Dort erfuhren wir auch die Ergebnisse der mündlichen Prüfung. In Rechnungswesen und Buchführung bekam ich eine „2“ und in Geschichte bekam ich eine „1“ in Abschlusszeugnis. Mit diesen Ergebnissen war ich zufrieden und auch stolz.
Eine Woche später war dann die Abschlussfeier, auf der wir dann unsere Zeugnisse erhielten.